Tusche, Baumwolle, 100 x 72 cm, auf der Rückseite des Namensschildes der Künstlerin: EWA KURYLUK/TUCH 5/100 x 74 cm
Herkunft: Privatsammlung, Kraków
Ewa Kuryluk (geb. 1946, Krakau) ist Malerin, Kunsthistorikerin und Schriftstellerin. Sie schloss 1970 ihr Studium an der Akademie der Schönen Künste in Warschau ab. Sie ist auch Absolventin der Kunstgeschichte an der Jagiellonen-Universität. Sie nahm an der Bewegung "O poprawę" teil und war Mitbegründerin der Gruppe "Śmietanka". Sie gründete die Stiftung "Amici di Tworki" und arbeitete mit Amnesty International zusammen. Im Jahr 1981 zog sie nach New York. 1982 war sie Mitbegründerin der vierteljährlich erscheinenden Zeitschrift "Zeszyty Literackie" in den USA, die ein Jahr später ihren Sitz in Paris fand.
Ende der 1970er Jahre gab sie die Staffelei-Malerei auf und begann, äußerst präzise und scharfe Umrisse von Bildern (meist von nackten weiblichen und männlichen Figuren) auf weiße Baumwoll- oder Seidenstücke zu zeichnen - locker, weich, frei formbar in jedem Galerieraum (Installation Three Chairs, 1982) und im Freien (Autumn in Princeton, 1984). Diese zarten, textilen "Voiles", "Leichentücher" oder auch entkleidete menschliche "Häute", auf Stühlen ausgebreitet, an Wänden aufgehängt, auf den Boden gelegt oder zwischen Bäumen gespannt, arrangiert als intime Situationen zwischen zwei Menschen, schutzlos in ihrer Nacktheit, der Neugierde der Betrachter ausgesetzt, machen manchmal einen ergreifenden Eindruck. Besonders dann, wenn der spitze Bleistift die dünne Schicht des weichen, durchscheinenden, flüchtigen Stoffes zu verletzen scheint. In diesen Arbeiten bezieht sich die Künstlerin auf die ikonografische Darstellung des Grabtuchs der Heiligen Veronika und die damit verbundene Idee der flüchtigen Spur - die Spiegelung des gequälten menschlichen Körpers auf dem Grabtuch, das ihn bedeckt (sie widmete ihm auch ihre Dissertation Veronika und ihr Grabtuch, polnische Ausgabe 1998). "Kuryluks 'Schleier' und 'Leichentücher' weichen jedoch von der christlichen Symbolik ab. Obwohl sie Leiden darstellen, sind sie vor allem eine Aufzeichnung individueller Emotionen, ein Ausdruck biologischer Faszination für das Leben, arrangiert in einem Spektakel der Erinnerung und der Liebe, und stellen meist stark die Sexualität bloß (Zimowy mężczyzna und Zimowa kobieta - Fragmente der Installation Zima w Północnej Karolinie [Winter in North Carolina], 1989). Aufgrund dieses Aspekts werden sie manchmal als Beispiele für "Körperkunst" eingestuft.
Quelle: Culture.pl