Józef Chełmoński (1849 Boczki - 1914 Kuklówka Zarzeczna), Święcone

Tusche, Papier, 32,9 × 44,1 cm in leichtem Passepartout
signiert l. d.: 'J. Chełmoński'.

"Chełmońskis Kunst ist ein spezifisches Manifest des Patriotismus - Patriotismus verstanden als eine sehr persönliche, aber auch sehr tiefe Liebe zum Heimatland, seinen Menschen und seiner Natur. Bei Chełmoński war diese sehr emotionale und zugleich etwas passive Art von Patriotismus mit seinem Verständnis der Aufgaben der Kunst verbunden, der Aufgabe, die Schönheit unseres Landes und das Leben des polnischen Volkes zu zeigen."

K. Czarnocka, "Józef Chełmoński", Warschau 1957, S. 64



In diesem Werk steht Chełmoński dem Werk seines Lehrers Wojciech Gerson nahe, den er sehr schätzte und in dessen Atelier er in den Jahren 1867-1871 seinen ersten Unterricht erhielt. Die getuschte Komposition fängt in chronikartiger Weise eine Szene aus dem Leben der Bauern ein, nämlich den Moment der Weihe von Lebensmitteln durch einen Priester. In formaler Hinsicht fallen die Zeichentechnik und die Liebe zum Detail ins Auge. Obwohl Chełmoński vor allem mit stimmungsvoller Genre- und Landschaftsmalerei in Verbindung gebracht wurde, griff er auch religiöse Themen auf. Vor allem in der Zeit nach 1889, als er sich dauerhaft auf dem von ihm gekauften Gut in Kuklówka niederließ, verstärkte sich die Einstellung des Künstlers zu religiösen Themen, die sich auch in einem pantheistischen Naturverständnis ausdrückte. Nicht unbedeutend war sicherlich seine enge Bekanntschaft mit dem Maler Adam Chmieliński, der seine künstlerische Laufbahn zugunsten des religiösen Lebens aufgab und den Namen Bruder Albert annahm, und mit Pater Franciszek Pełka, der Pfarrer im nahe gelegenen Ojrzanów war. Maria Górska beschrieb in ihren Memoiren die Person des Malers wie folgt: "Er ist eine ungemein fromme und mystische Seele. In der Kirche betet er gebückt, das Gesicht in den Händen verborgen, und er weint wie ein Biber. Er muss große Enttäuschungen und Leiden erlebt haben, denn man spürt den alten Mann in sich erstarren. Er scheint völlig unempfänglich für Annehmlichkeiten, für Anerkennung, für weibliche Reize. Seine Mutter in Kuklówka sagte immer zu mir: "Madam, er ist ein Mönch"" (zitiert von T. Matuszczak, "Józef Chełmoński", Kraków 2003, S. 22). Der Künstler selbst betrachtete seine Kunst als eine Form des geistlichen Dienstes: "Sie sehen: ein Feld und Tau. Es scheint nichts zu sein, und es ist sehr schwierig, ein solches Grauen darzustellen. Die Menschen sind Idioten! Sie denken, dass nur derjenige Gott dient, der auf den Knien betet, und ich sage, dass das Malen eines solchen Feldes mit Tau ein Dienst für Gott ist und vielleicht besser als jeder andere!" (P. Górska, 'O Chełmońskim wspomnienia' [Erinnerungen an Chełmoński], Warschau 1932, S. 61).



Im Oeuvre des Malers an Gemälden mit religiösem Inhalt sind neben dem in der Auktion angebotenen Werk u.a. zu nennen: "W kościele" (1887, verschollen), "Pod Twoją obronę" (1906) und "Krzyż w zadymie" (1907, Sammlung MNW).