Aquarell, schwarze Kreide, Papier, 29,5 x 41,5 cm, signiert und datiert v.l.n.r.: "W.Strz | 1944", auf der Rückseite die Stellungnahme von Janusz Zagrodzki, die die Echtheit des Werks bestätigt: "Die Zeichnung ist ein Originalwerk von Władysław Strzemiński, das zu einer Reihe von Zeichnungen zu einem ähnlichen Thema gehört, die 1944 entstanden sind | Janusz Zagrodzki | Łódź, dn. 2 IX 1979.
Das ausgestellte Werk ist ein Beispiel für Strzemińskis farbige Arbeiten, die nur selten auf dem Markt angeboten werden. Es entstand in der Besatzungszeit in Łódź, einer für den Künstler sehr schwierigen Zeit, neben Zyklen von expressiven Zeichnungen, die das Kriegsgehenna darstellen ("Westliches Weißrussland", "Deportationen", "Krieg in die Heimat", "Gesichter", "Landschaften und Stillleben", "Billig wie Schlamm", "Hände, die nicht bei uns sind", "An meine jüdischen Freunde"). Die figurative Darstellung von Blumen wurde mit bunten Flecken aus reinen Farben bedeckt, die nicht zufällig einen gewissen Rhythmus bilden. Wie Strzeminski sagte, "experimentiert" man beim Schaffen nach der Natur und versucht, in den Objekten entweder "Rhythmen unregelmäßiger Symmetrie" oder den einfachen "Rhythmus von Farbflecken" zu zeigen, je nach der Stärke der Farben. Während des Krieges fertigte der Künstler eine Reihe von Zeichnungen zum Verkauf an, die er als "Kompromisszeichnungen" bezeichnete und von denen sich einige heute in der Sammlung des Kunstmuseums in Lodz befinden.
URSPRUNG:
- Privatsammlung, Deutschland (1986 von einer Galerie in Warschau erworben)
- im Besitz von Bolesław Hochlinger
STELLUNGNAHMEN:
- auf der Rückseite eine Stellungnahme von Janusz Zagrodzki aus dem Jahr 1979
LITERATUR:
Władysław Strzemiński 1893-1952. w centną rocznicę urodzin, Łódź 1994, vgl. Kat. Nrn. II.68, II.71, II.74, II.98, II.99.
Kunsttheoretiker, Maler, Entwerfer von Funktionsdrucken, Wegbereiter der konstruktivistischen Avantgarde der 1920er und 1930er Jahre, Begründer der Theorie des Unismus. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Leutnant in der Festung Osowiec und war einer der wenigen Überlebenden des so genannten Totenangriffs. Anschließend kämpfte er in Weißrussland, wo er im Mai 1916 schwer verwundet wurde (er verlor einen Arm und ein Bein sowie das Augenlicht auf einem Auge)[2]. Für seine Verdienste auf dem Schlachtfeld wurde er mit dem St.-Georgs-Orden ausgezeichnet. Da er seine militärische Laufbahn nicht fortsetzen konnte, begann er ein Studium an der Moskauer Hochschule für Bildende Künste, das er jedoch nicht abschloss. Anschließend wurde er Assistent von Kasimir Malewitsch an der Hochschule für Bildende Künste in Witebsk. Innerhalb weniger Jahre gehörte er zur Spitze der russischen Avantgarde und arbeitete u. a. mit El Lissitsky und Alexander Rodchenko zusammen. 1921 zog er mit seiner Frau Katarzyna Kobro nach Vilnius, wo er die Ausstellung der Neuen Kunst (1923) und die kubistischen, suprematistischen und konstruktivistischen Gruppen von Blok mitorganisierte. Er war Mitglied der internationalen Gruppe Abstraction-Creation. Ab 1931 hielt er sich in Łódź auf, wo er die Internationale Sammlung moderner Kunst mitbegründete. 1945 wurde er Dozent an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Łódź, deren Mitbegründer er war. Im selben Jahr schenkte er seinen künstlerischen Nachlass dem Kunstmuseum in Łódź. 1950 wurde Strzeminski auf Anordnung des Ministeriums für Kultur und Kunst aus der PWSSP entlassen, weil er sich nicht an die Normen der Doktrin des sozialistischen Realismus gehalten hatte. Mit seinem Werk trug er viel zur weltweiten Avantgarde bei. Die internationale Kritik zählt Strzeminski zu den führenden Künstlern des 20. Jahrhunderts.