Les portes du cimetière (Das Tor zum Friedhof - 1917)
Farblithographie, schweres lithographisches Papier; 42 x 33 cm (Komposition), 70 x 50 cm (Blatt); signiert mit Bleistift unter der Komposition p. d. "Chagall" und mit Bleistift nummeriert "101/300".
1914 verließ Marc Chagall auf Einladung von Herwarth Walden, dem Direktor der Galerie Der Sturm, Paris in Richtung Berlin und zog zu seiner Verlobten Bella nach Witebsk. Durch den Kriegsausbruch gezwungen, dort zu bleiben, nimmt er an der Revolution von 1917 teil. In diesem Gemälde zeigt Chagall die Hoffnung der russischen Juden, endlich die gleichen Bürgerrechte wie andere Russen zu erhalten. Chagall assoziierte den Friedhof mit der Auferstehung: Auf den dreieckigen Giebel des Tors schrieb er einen Vers aus der Vision des Propheten Hesekiel im Tal der dürren Gebeine: "So spricht der Herr, der Allmächtige: Mein Volk, ich werde deine Gräber öffnen und dich herausholen; ich werde dich in das Land Israel zurückbringen". In der Tat feiert Chagall den Tod des alten zaristischen Regimes, der durch den Friedhof symbolisiert wird, und ist optimistisch, was die Zukunft und einen Neuanfang für Russland und sein Volk angeht.
Das 87 x 68 cm große Gemälde ist eine Dauerleihgabe des Musée d'Art et d'Histoire du Judaïsme an das Musée National d'art Moderne, Centre Pompidou, Paris, dem es wiederum von Ida Chagall, der Tochter des Künstlers, gestiftet wurde.