Öl, Leinwand, 50,5 × 65,4 cm
Signiert mit gebundenem Monogramm im Mittelgrund: 'WW'.
Provenienz:
- Polen, Privatsammlung;
- Doyle New York, Auktion vom 16. September 2020, Position 6;
- New Jersey, Montclair, Sammlung von Dorothea Benton Frank;
- New York, Brooklyn, Lipert Gallery.
Wojciech Weiss war ein unbestrittener Meister des Aktes. Er verstand es, die Schönheit und Sinnlichkeit des weiblichen Körpers in seinen Kompositionen mit außergewöhnlicher Sensibilität darzustellen.
"Der Malstoff, der am leuchtendsten und am empfindlichsten, am wandelbarsten und am abhängigsten von der Umgebung ist, ist: der Körper! Eine ewige und wunderbare Quelle für Studien! In das zarte Leben der Epidermis, in die Passagen der schwer fassbaren Reflexe des Körpers kann der Maler völlig eintauchen und sein ganzes Leben damit füllen! Aber dieses sinnliche Vergnügen nicht stören! ihr nichts aufzudrängen! - um den einfachen und klaren Ausdruck der Natur zu bewahren! - Deshalb diktiert Weiss dem Modell keine Pose, verbiegt oder verdreht seine Glieder nicht auf der Suche nach ungewöhnlichen Bewegungen. Sie sieht ihn an. Sie beobachtet ihn. Er lässt sich von ihm inspirieren. Schönheit ist immer natürlich. Die unsterblichsten Posen sind die, die von der Natur selbst geschaffen wurden. [...] Weiss sucht weder philosophische Meditationen, noch geometrische Überlegungen, noch Architektur im Akt.... Er verwandelt die Frauen nicht in Säulen - er will sie einfach in der Pracht ihrer Körper malen - wie eine gepflückte Blume, wie eine reife Frucht, die zwischen Wolken von Materie auf den weißen Batist geworfen wurde! Wie ein Juwel inmitten von Stillleben! Immer neue Orchestrationen von Fleischfarben zu schaffen und sie mit ihrer drapierten Umgebung zu harmonisieren! - Wie Tinti oder Tinroretto - beleuchten Sie den Hintergrund Ihrer Bilder mit der Perle des liegenden Körpers. - Bringen Sie die Transparenz der Epidermis-Laserungen zur Geltung, indem Sie die Skala von dunklen, braunen, goldenen oder roten, blutigen Tönen bis hin zu hellen, silbrigen, phosphoreszierenden Weißtönen durchlaufen.... Malen Sie die weißen Körper der liegenden Venus, die aus dem Weißen des Meeresschaums hervorgehen! Aus diesen Bewegungen der Liegenden, träge und weich, aus der Ruhe der schlanken und geschmeidigen Körper, die sich lässig auf die weißen Laken werfen oder in die Ecke des Sofas stecken, aus der Nonchalance der nachlässig geschwungenen Schenkel und Hüften, aus der Provokation der kleinen, runden, nach vorne drängenden Brüste, aus der Koketterie der aneinandergepressten Beine - hat Weiss einen unendlichen Reichtum an Motiven gewonnen..." (Stanisław Świerz, "Wojciech Weiss", [in:] "Sztuki Piękne", R. 2, Nr. 4, 1925-26, S. 152-154.)
Weiss porträtierte seine Modelle oft im Atelier, in unstudierten, aber natürlichen Posen. Sowohl bei den Posen als auch bei den Sujets ließ er sich von den Malereiklassikern der alten Meister inspirieren. In Weiss' Werk beginnen die Frauen wie die schöne Venus aus den Gemälden der Renaissance zu erscheinen. Dieser Inspiration folgend, malte Weiss beispielsweise 1916 die "Venus" und 1927 die "Musen". Eine besondere Fortsetzung dieses Trends ist das auf der Auktion präsentierte Gemälde "Grapevine. Bacchanalien" aus dem Jahr 1937. Dieses Werk ist identisch mit dem im selben Jahr entstandenen Gemälde "Betrunkenes Mädchen" (reproduziert in: "Rekorde des Wandels, Polnische Kunst aus der Sammlung von Krzysztof Musiał", Ausstellungskatalog, Hrsg. Barbara Ilkosz, Wrocław, 2007, S. 115.). Beide Szenen beziehen sich auf ein dionysisches Fest. Auf dem Gemälde im Auktionskatalog sehen wir ein nacktes Mädchen, das in Schlaf versunken ist - vielleicht berauscht von dem Likör, der sich aus einem leicht gestützten Krug auf ihre Füße ergießt. Ihr nackter, üppiger Körper wird von dem warmen Licht umhüllt, das von der linken Seite des Gemälderahmens kommt und die Schönheit der Alabasterfigur hervorhebt. Das versteigerte Gemälde hat eine aufwändigere Komposition: Auf der rechten Seite hat Weiss einen goldbrüstigen Amor dargestellt, der mit einer Traube in der Hand über die schlafende Frau wacht.
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