11,5 x 21,5cm - Öl, Karton signiert p.d.: JB [Signatur im Infrarot sichtbar].
l.d. Beschriftung: Jozef Brandt '82
Dem Gemälde liegt ein Gutachten von Dr. Mariusz Klarecki vom Juni 2024 bei.
Die hier beschriebene malerische Skizze weist alle Merkmale der Landschaftsmalerei von Józef Brandt aus den späten 1870er und frühen 1880er Jahren auf. Die Komposition ist mit einer ungewöhnlich freien, geschickten Hand gemalt. Das kleine Format lässt vermuten, dass es im Freien gemalt worden sein muss. Das Gemälde ist in Grün- und Gelbtönen gehalten, einer Farbgebung, die der Künstler in seinen Gemälden dieser Zeit verwendet. Eine Ölskizze in dieser Form und Farbgebung kann weder in den 1860er Jahren noch in der ersten Hälfte der 1870er Jahre entstanden sein, und auch nicht nach 1900, als Brandts Farbpalette aufgrund von Sehschwierigkeiten ihre lebhaften und sonnengetränkten Farben verlor. Die stilistischen Merkmale, das Thema des Gemäldes, der Aufbau der Komposition und die Art des Farbauftrags, die verwendeten Farben, die Art der vom Künstler verwendeten Signatur sowie das Format des Werks belegen seine unbestreitbare Urheberschaft durch Józef Brandt.
laut dem Gutachten von Dr. Mariusz Klarecki
Józef Brandt (Szczebrzeszyn 1841 - Radom 1915) war einer der bedeutendsten polnischen Schlachtenmaler. Er begann sein Malereistudium in Warschau unter der Leitung von Juliusz Kossak. In den Jahren 1858-1860 hielt er sich in Paris auf, wo er ein Ingenieurstudium aufnahm. Diese gab er jedoch bald zugunsten der Malerei auf und studierte im Atelier von Leon Cogniet. Nach seiner Rückkehr nach Polen im Jahr 1861 debütierte er auf einer Ausstellung in der TZSP in Warschau. Ab 1863 setzte er sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Franz Adam fort. 1870 eröffnete er sein eigenes Atelier in München und wurde bald zum Leiter, zum "General" der polnischen Künstlerkolonie und zum Lehrer vieler Maler. Ab 1877 verbrachte er die Sommermonate in Orońsko und lud eine Gruppe seiner Schüler zu Pleinair-Workshops ein.
Er wurde Ehrenprofessor an der Akademie in München (1878), Mitglied der Akademie in Berlin (1877) und Prag (1900). Mit hohen Orden dekoriert, mit Medaillen und Preisen auf internationalen Ausstellungen ausgezeichnet, genoss er einen wahrhaft europäischen Ruf. Wenn er im Ausland lebte und arbeitete, betonte er stets deutlich seine polnische Herkunft, was er beispielsweise dadurch zum Ausdruck brachte, dass er seine Bilder mit Józef Brandt aus Warschau signierte.
Er malte Schlachten, Scharmützel, Einfahrten - Episoden aus der Geschichte der polnischen Grenzkriege und der Schwedenkriege des 17. Jahrhunderts, aber auch Genreszenen - Reiter, Jagd, Jahrmarkt. Seine farbenfrohen, bewegten und handwerklich perfekten Gemälde wurden weithin als bestes Beispiel für die damals hoch angesehene "polnische Schule" bewundert. Doch während der deutsche oder französische Betrachter in ihnen vor allem die Exotik und die Farben des Orients wahrnahm, waren sie für die Polen Gemälde "real, natürlich, vertraut, wie Fragmente aus den Tagebüchern von Pasek oder Rzewuski, umgesetzt in Farben und Linien".