Herbert Brandl
Unbetitelt
2003
Öl auf Leinwand; ungerahmt
165 x 300 cm
rückseitig signiert und datiert: Brandl 2003
Privatbesitz, Österreich
vgl. Ausstellungskatalog, China retour. Im Osten geht die Sonne auf, im Westen auch., Wien 2005, S. 114, Abb.19.
Herbert Brandls erste Bilder von Bergen entstanden nach einem Besuch in der Schweiz: Überwältigt von den majestätischen Gipfeln, Gletschern und dem strahlenden Licht speicherte er gleichsam die Archetypen der Berge in seinem Kopf und begann, zunächst nur aus der Phantasie heraus, Bilder zu malen, in denen die Grenze zwischen Abstraktion und gegenständlicher Malerei verschwamm. Später benutzte er auch Fotografien als "Modelle". Die unbetitelten Werke konzentrieren sich auf die Form, das Aussehen und das Wesen der Berge, wobei Farbfelder gleichzeitig Schnee, Erde, Gras, Himmel, Eis oder Luft darstellen können.
Der Künstler bereitet seine Bilder gedanklich vor, malt sie aber mit sehr schnellen, expressiven Strichen, wobei er Zufälle und Unfälle sowie ständige intuitive Veränderungen einbezieht. Real Gesehenes und unklare Erinnerungen werden so schnell und dynamisch in eine Bildsprache übersetzt. Dabei verschmiert er auch gerne Farbe mit kleinen Holzklötzchen oder Küchenpapier. Mit einem Tapetenpinsel werden weiße Spritzer zu Schneefeldern oder Krusten aus heller Farbe werden mit einer Kelle gipsartig aufgetragen und wieder abgekratzt, um zu Eis zu werden. Brandl nimmt Bilder aus der Natur auf, speichert sie im Kopf und verarbeitet sie in der Malerei neu. Die gewählte Form entspricht kühnen Sehgewohnheiten: monumentale Dimensionen, intensive Farben und Frontalansichten "erobern" die Landschaft, ohne sie zu verletzen oder zu entwerten. Die Natur wird als abstrakte Bildillusion dargestellt, in der die reine Farbe eine sinnliche Verbindung mit der Landschaft schafft.
"Die unmittelbare Begegnung und Verwandlung sind also die beiden wichtigsten Aspekte der ästhetischen Naturbetrachtung und der Landschaftsmalerei. Landschaft ist nicht nur die Wahrnehmung der Erdoberfläche, sondern ein geistiger Akt, in dem mit Hilfe von Naturbeobachtung, Selbstreflexion und Stimmung der wahrgenommene Naturausschnitt als Bild der gesamten Natur neu geschaffen und erlebt wird." (M. Eberle, Individuum und Landschaft: zur Entstehung und Entwicklung der Landschaftsmalerei, zweite Auflage, Gießen 1984, S. 9)
(Ina Waldstein)
Differenzbesteuert (28%) / differential taxation (28%)
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