Edyta OLSZEWSKA (1998), Ohne Titel; 2022

Öl, Leinwand; 50 x 40cm
signiert, datiert, rückseitig beschrieben: 45 x 35/ 2023/ Edyta Olszewska
(Werk präsentiert in der Einzelausstellung "ŻAR" 29.09 - 27.10.2023 in Art Agenda NOVA)

Die Tendenz, in Edyta Olszewskas Werk Elemente der so genannten Hoch- und Niederkultur zu kombinieren, beschränkt sich nicht auf die Gegenüberstellung von religiösen und pornografischen Bildern. Die Skizzen für ihre Gemälde fertigt sie oft in Kirchen an. Ihre Vorlagen sind Schöpfungen namenloser Künstler aus der Provinz, in denen Motive, die aus den Werken großer Meister bekannt sind, oft vulgarisiert und verroht werden. Die Symbole - vereinfacht und konturiert - erinnern oft an Tätowierungen. Es ist wohl kein Zufall, dass die Motive des brennenden Herzens, der "nackten Frau" und der Drachen zum festen Repertoire der Körperverzierung von Gefangenen oder Seeleuten gehören. Diese kulturellen Klischees sind Teil der zeitgenössischen visuellen Kultur, Stereotypen und Referenzen. Sie sind auch ein interessantes Zeugnis für die Wanderung und den Wandel von Bedeutungen. Figuren von Heiligen und Huren, Rittern und Drachen sind sicherlich Teil des kulturellen Topos. Ihre Macht beruht auf der Überzeugung, dass die Welt auf Gegensätzen aufgebaut ist und dass der Mensch für widersprüchliche Werte Partei ergreifen muss. Olszewska untergräbt die Grundlage des dualistischen Weltbildes, indem sie kulturelle Dissonanzen und Unvereinbarkeiten aufzeigt. Sie begräbt die Kluft zwischen Sublimierung und Verrohung der körperlichen Erfahrung. Im Kontext der zeitgenössischen Kulturkriege, in denen der Körper, insbesondere der weibliche, erneut zum Schlachtfeld wird und die kulturelle Konstruktion von Männlichkeit radikalisiert wird oder sich auflöst, berührt Edyta Olszewskas Arbeit Themen von grundlegender Bedeutung.

Magdalena Kownacka
(aus dem Text der Kuratorin der Einzelausstellung ŻAR von Edyta Olszewska in der Art Agenda NOVA Krakau)