Wincenty Wodzinowski (1866 Igołomnia bei Miechów - 1940 Kraków), Verkauf eines Waldes, 1902.

Öl, Leinwand, 164 × 240 cm
Signiert und datiert p. d.: "W. Wodzinowski/1902".

Provenienz:
- Sammlung des Grafen Ignacy Korwin Milewski,
- Sammlung der Tochter des Künstlers Wincentyna Wodzinowska-Stopkowa,
- Sammlung der Familie eines Freundes von Wincentyna Wodzinowska-Stopkowa

"Die Serie von Volksbildern unseres Künstlers, die fast vollständig in der Galerie des Grafen Milewski versammelt ist, ist nicht nur ein wichtiger Beitrag zur Malerei, sondern direkt ein Kapitel in der Geschichte der polnischen Volksmalerei in der jüngsten Epoche der polnischen Malerei. Versteckt in einer privaten Galerie, geschützt vor den Augen der Neugierigen, werden sie erst dann der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, wenn der Besitzer dieser Sammlung sie einer der nationalen Galerien des Landes schenkt."
Władysław Prokesch, "Wincenty Wodzinowski", Kraków 1911, S. 13.

Zwischen 1892 und 1907 malte Wincenty Wodzinowski hauptsächlich im Auftrag von Ignacy Korwin Milewski (1846-1926), einem großen Sammler und Künstlerfreund, in dessen Sammlung sich Werke der bedeutendsten polnischen Künstler wie Aleksander Gierymski, Józef Chełmoński, Alfred Wierusz-Kowalski, Leon Wyczółkowski und Władysław Zachórski befanden. Der Zeitpunkt, an dem der Künstler seine Zusammenarbeit mit dem großen Mäzen begann, wird von Wincentyna Wodzinowska, der Tochter des Künstlers, wie folgt beschrieben: "Einige Jahre nach seiner Heirat mit Fräulein Gryglewska trat ein Mäzen in das Leben meines Vaters - wie man heute sagen würde. Es war ein sehr wohlhabender Mann, Graf Milewski. Er baute auf einer Insel in Italien eine Kunstgalerie auf und sammelte dafür Gemälde. Wahrscheinlich hat er meinem Vater am meisten abgekauft. Und da dies die Zeit der großen Vitalität meines Vaters war, die Zeit seiner Jugend, in der er kühn und brillant malte, gingen viele seiner Gemälde in den Besitz des mysteriösen Grafen über. (...) die Zeit, in der dieser reiche Mann die Bilder meines Vaters erwarb, ist die glücklichste Zeit im Leben meiner Eltern. Sie kaufen ein kleines Landgut, bauen ein romantisches Herrenhaus im Obstgarten (...). (Wincentyna Wodzinowska-Stopkowa "Portret Artysty z żoną w tle" ["Porträt des Künstlers mit seiner Frau im Hintergrund"], Krakau 1989, S. 154).
Bei dem kleinen Anwesen handelte es sich um das Herrenhaus von Gibkówka in dem Dorf Swoszowice bei Krakau, wo sich das Malatelier des Künstlers befand. Dort lud Wodzinowski, der von der Folklore der Krakauer Vorstadt fasziniert war, die Bauern der Umgebung ein, sie in ihren Trachten zu malen. In dieser Zeit schuf Wodzinowski seine wichtigsten, meist großformatigen Werke, die später in Milewskis Galerie auf der Insel Santa Catarina zu sehen waren, und zwar: "Begräbnis auf dem Lande", "Ernterast", "Die Hochzeit geht", "Verlassen", "Frau, die einen betrunkenen Mann schleppt" oder das Gemälde "Verkauf eines Waldes", das auf einer Auktion vorgestellt wurde. (Beata Pranke, "Nurt chłopomanii w twórczości Stanisława Radziejowskiego, Ludwika Stasiak, Włodzimierz Tetmajera, Wincentego Wodzinowskiego i Kacper Żelechowskiego", Warschau 2003, S. 26.)
Der "Verkauf des Waldes" ist eine der dramatischsten Schilderungen von Ereignissen im Leben der Bauern in Wodzinowskis Werk. Die Tragik der Situation, die die Bauern zu einer gemeinsamen Kanone erstarren lässt, ist in dem Gemälde besonders spürbar. Die knienden Bauern, die darum bitten, dass der Verkauf des Waldes gestoppt wird, werden zusammen mit ihren Familien gezeigt (eine Frau mit einem Säugling im Arm und Kinder, die in bittender Geste stehen). Außerdem spielt die Szene in dem umstrittenen Wald, in dem in der Ferne noch gearbeitet wird (die diagonale Perspektive "zieht" den Betrachter irgendwie in die Ferne des Bildes). Die Figur des Gutsbesitzers in einem dunklen Mantel und der entfernte Jude werden mit einer Gruppe von Bauern in bescheidener Kleidung kontrastiert. Die Unterstützung des Künstlers für die Bauern in der gemalten Szene ist nur allzu offensichtlich. In diesem Gemälde zeigt der Künstler eine andere Dimension des Bauerntums. Mehr noch: Im Gegensatz zur oberflächlichen und zugleich weit verbreiteten Wahrnehmung der bäuerlichen Kultur als Quelle urwüchsiger Kraft und als Ideal eines Lebens im Einklang mit den Naturgesetzen in der Zeit des Jungen Polen sah und visualisierte der Künstler die Probleme der Bauern, ihre harte Arbeit und ihre schwierigen Lebensbedingungen. In Analogie zu Władysław Reymonts Roman "Die Bauern" schildert Wincenty Wodzinowski in "Verkauf des Waldes" die reale Situation der Bauern an der Wende vom 19. zum 20. Die zeitliche Übereinstimmung des Gemäldes mit der Veröffentlichung von "Die Bauern" in Episoden in "Tygodnik Ilustrowanym" (1902) zeigt den neuen Realismus des Bauerntums in der Literatur und der Malerei, der im selben Zeitraum entstand.