Rembrandt van Rijn
Leiden 1606 - 1669 Amsterdam, zugeschrieben
Der Weggang des verlorenen Sohnes
Öl auf Holz
24 x 28 cm, mit Rahmen 53 x 60 cm
HdG 112c
Provenienz: Auktion M. P. D. Baron van Sijtzama u. A. in Leeuwarden am 13. Juni 1849 Nr. 117. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts in deutschem Privatbesitz.
Dieses Werk stellt den Weggang des verlorenen Sohnes dar. In dem von Jesus erzählten Gleichnis aus dem Lukasevangelium (15,11-32) geht es um den jüngeren Sohn, der sein eingefordertes Erbe erhält, weggeht und das ganze Geld ausgibt. Er wird zum Bettler und kehrt reumütig zurück, um seinen Vater zu bitten, ihm eine Arbeit als Arbeiter zu geben. Der Vater ist jedoch so erfreut, ihn wiederzusehen, dass er seinen Sohn wieder aufnimmt. Der ältere Sohn beklagt sich über die Entscheidung seines Vaters, aber der Vater erklärt ihm, dass sein jüngster Sohn verloren war und nun gefunden wurde. Als letztes der drei Gleichnisse von den "Verlorenen" zieht Jesus hier eine Parallele zu den "Sündern", die der jüngste Sohn verkörpert, und den Kritikern, die der ältere Sohn repräsentiert, wobei Gott die Rolle des Vaters einnimmt, der sich den Verlorenen zuwendet.
Die Szene zeigt den jüngeren Sohn zu Pferd auf der rechten Seite, der einen letzten Blick auf seine Eltern auf der linken Seite wirft, bevor er davonreitet. Gezeigt wird ein großes Anwesen in einer idyllischen Landschaft, wobei der offene Zaun seine Abreise unterstreicht. Eine weitere männliche Figur, vermutlich der ältere Sohn, steht in einer der Türen und sieht seinem Bruder nach. Die Eltern sind reich gekleidet, wobei der Vater mit einer flehenden Geste auf seinen Sohn zeigt und gleichzeitig seine Frau stützt, die sich ein Tuch vor das Gesicht hält, um ihren Kummer auszudrücken. Der jüngere Sohn, ebenfalls prächtig gekleidet, reitet bereits los, kehrt aber um und lüftet seinen Hut wie zu einem letzten Gruß. In der vorsichtigen Bewegung des Reiters und den Händen von Vater und Sohn, die durch den Zaun visuell verbunden sind, kann der Betrachter bereits das Ende des Gleichnisses erkennen: dass der Sohn zurückkehren und von seinem Vater mit offenen Armen empfangen werden wird.
Das Werk wird von C. Hofstede de Groot als authentisches Werk von Rembrandt van Rijn angeführt. Das Problem der Zuschreibung ist jedoch in der kunsthistorischen Forschung wohlbekannt; Gemälde, die einst dem Künstler zugeschrieben wurden, wurden später als Werke aus der Werkstatt des Meisters erkannt. Da es schwierig ist, zwischen Rembrandts eigenen Gemälden und denen seiner Schüler zu unterscheiden, widmet sich das 1968 gegründete "Rembrandt Research Project" der Analyse dieser Werke. Aufgrund dieser Geschichte und der Provenienz könnte es sich bei diesem Gemälde um ein Werk dieses bedeutenden niederländischen Barockmalers handeln, der unter anderem biblische Themen bevorzugt darstellte. Um 1668 malte er das folgende Ereignis, Die Rückkehr des verlorenen Sohnes (Eremitage St. Petersburg, Inv. Nr. ГЭ-742), das in einem ähnlichen Farbschema ausgeführt ist, in den von Rembrandt in seinen späteren Jahren bevorzugten Braun- und Rottönen.
Literatur: C. Hofstede de Groot, Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII. Jahrhunderts, 6. Band, Esslingen/Paris 1915.